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Julia Elena: Verbiegt Euch nur in Asanas, Mamas!

Die Mantra-Sängerin, Yogalehrerin und Mama eines Teenies über Yoga nach der Geburt, Elternabende in Leggings und ihre Hebammen-Tante aus Honduras.

Yoga-Mama und Mantra-Sängerin Julia Elena im Interview mit dem Mama Yoga Blog MOMazing.

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Julia Elena (43) ist Mama einer dreizehnjährigen Tochter, Mantra-Sängerin und Lehrerin für Power und Yin Yoga. Als Gründerin von Peace Love Yoga und Autorin fürs Happy Mind Magazine schlägt ihr Herz für das Unterrichten von Teenies, Ganesha und Eckhart Tolles Klassiker „The Power of Now“. Mit MOMazing sprach die Tochter einer Latina über ihr neues Album „Mantras of Joy“, Elternabende in LSD-Katzenleggings, ihre Hebammen-Tante aus Honduras und ihren Körper, der sich nach der Geburt erstmal wie eine Baustelle anfühlte …


Liebe Julia, hast Du ein Lieblings-Mantra?

 

Ich liebe alle Mantras, die Ganesha gewidmet sind! Als Mama hat man es ja ständig mit Neu-Anfängen zu tun. Ganesha ist mir sympathisch, weil er so menschlich ist und Süßigkeiten genauso gerne mag wie ich! Als Figur habe ich ihn auf Reisen und bei Auftritten immer dabei. Und dann ist da natürlich Aham Prema, Divine Love. Dieses Mantra erinnert immer wieder daran, dass jedes Kind in Form gebrachte göttliche Liebe ist. Was einem zugegebenermaßen schwer fallen kann, wenn es sich gerade schreiend auf dem Rewe-Fußboden rollt (lacht). Es ist aber auch eine tolle Erinnerung an sich selbst: Du bist Divine Love!

 

Wie wirken Mantras eigentlich auf uns?

 

Mantras sind klanggebündelte Energien, die es schon immer im Universum gab. Über die stetigen Wiederholungen des Mantras, gedacht, geflüstert oder gechantet, also gesungen, wird seine energetische Wirkung aktiviert. Gerade wenn man Mantras singt, merkt man sehr schnell die Schwingungen im eigenen Klang-Körper. Diese durchdringen Deine Umgebung und arbeiten auch auf subtileren Ebenen in Körper, Geist und Seele. Mantras zu singen macht Freude und kann Blockaden auf ganz sanfte Art und Weise lösen.

Das Singen von Mantras muss nicht immer ein wahnsinnig spirituelles Ereignis sein

Morgen kommt Dein drittes Mantra-Album raus – was macht es so besonders?

 

Das Album heißt „Mantras auf Joy“ und ich habe es mit meiner Freundin Yvonne Lamberty aufgenommen. Sie ist Mandala-Künstlerin und Sängerin. Wir haben uns vor drei Jahren auf dem Happy Mind Festival kennengelernt. Im Februar habe ich von ihr geträumt und uns zusammen auf Bühne gesehen. Dann habe ich sie einfach gefragt, ob sie Bock darauf hätte, mit mir mal ein Duett aufzunehmen. Und plötzlich ist daraus ein ganze Album geworden. Wir sind beide total geflashed von der Zusammenarbeit. Unser Anliegen ist es, die Freude am Singen zu wecken. Nicht nur bei Yogis. Das Singen von Mantras muss nicht immer ein wahnsinnig spirituelles Ereignis sein. Es löst so oder so in Körper, Geist und Seele etwas aus.

In der Ruhe liegt die Kraft: Yogini, Mama und Mantra-Sängerin Julia Elena im Interview mit dem Mama Yoga Blog MOMazing.

Verstehst Du eigentlich alles, was Du singst, also beherrschst Du Sanskrit?

 

Ich setze mich mit jedem Mantra, das ich singe, auseinander und bin um eine korrekte Aussprache bemüht. Über iTunes kann ich verfolgen, dass meine Mantras weltweit gehört werden und von Indern bekomme ich das Feedback, dass alles gut ausgesprochen ist. Ich bin da vom Ansatz sehr pragmatisch und möchte diese heiligen Worte auch für Leute zugänglich zu machen, die nichts mit Yoga zu tun haben. Und feststeht, dass ich ja nunmal auch kein Native Speaker bin.

 

Wie wichtig ist Singen für Dich als Mama?

 

Als meine Tochter geboren wurde, habe ich angefangen, jeden Abend für sie zu singen. Alte Lieder, die mein Vater uns auch schon am Bett vorgesungen hat. Das hat er sehr lange gemacht, bis ich zehn oder elf Jahre alt war, auch sehr viel auf Spanisch. Obwohl ich seit 20 Jahren Studio-Sängerin bin, hat Gesang für mich als Mutter noch mal eine ganz andere Qualität bekommen. Es war immer eine Beruhigung für mich – und für für meine Tochter.

 

Du warst ungefähr so alt wie Deine Tochter jetzt, als Du Dich zum ersten Mal mit Yoga beschäftigt hast …

 

Stimmt! Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich mir ein Bilderbuch aus der Bücherhalle ausgeliehen und in meinem Kinderzimmer die Asanas nachgeturnt. Damals hat mich am meisten interessiert, möglichst lange auf dem Kopf zu stehen. (lacht) Dann habe ich als Tänzerin in einer Company getanzt und war lange in der Musikindustrie beschäftigt. Erst während meiner Schwangerschaft habe ich angefangen, wieder Yoga zu machen.

Über die Geburt und alles, was danach kommt, sollte konkreter gesprochen werden

Ganz klassisch Kundalini-Yoga?

 

Nee, Power Yoga! Ich habe zu dem Zeitpunkt in einer WG im Hamburger Schanzenviertel gewohnt, der Papa in einer WG in Kiel. Ich war als Schwangere ein Getreide-Silo und habe die ganze emotionale Achterbahnfahrt mitgemacht … Mein Mitbewohner hat alles live mitbekommen und hat deshalb bestimmt bis heute keine Kinder (lacht). Er hat mir damals geraten, zu meditieren. Richtig losgelegt habe ich, nachdem ich abgestillt hatte und mein Beckenboden immer noch im Eimer war. Ich hatte eine etwas herbere Geburt mit 23 Stunden Wehen und Dammschnitt und allem Schickimicki. Generell finde ich, dass über alles, was unter der Geburt abläuft, und was danach kommt, gerne etwas konkreter gesprochen werden sollte.

 

Dann werde hier bitte mal konkreter!

 

Man wird überall zugeballert mit Afterbaby-Bodys und der Vorstellung, dass der Körper so schnell wie möglich wie der eines Victoria’s Secret-Models auszusehen haben muss. Von wirklich wichtigen Themen wie zum Beispiel den Stolpersteinen beim Stillen hört, liest und sieht man aber nirgendwo etwas. Ich habe zum Beispiel zwei Jahre lang gestillt, aber bis das erstmal geklappt hat … Ich hatte eine Standleitung zu meiner Tante in Honduras, die Hebamme ist. Ich lese auch keine Yoga-Zeitschriften mehr, weil mich die Fotos von Dünni-Models mit grünem Smoothie in der Hand nerven. Yoga is for every Body. Das sollte nun wirklich mal bei jedem angekommen sein.

Yoga-Lehrerin Julia Elena im Interview mit dem Mama Yoga Blog MOMazing.

Mein Körper war eine totale Baustelle

Wie war das bei Dir und Deinem Körper nach der Geburt?

 

Ich war eine totale Baustelle. Als ehemalige Tänzerin war es katastrophal für mich, meinen Beckenboden nicht zu spüren. Es war verletztes Gebiet, das für mich nicht ansteuerbar war. Die Verbindung von Atem und Körperlichkeit hat mir letztendlich geholfen, in die Moving Meditation und in meine Kraft zu kommen. Ich habe damals mit Qbi geübt, die frisch von Bryan Kests Teacher Training aus den USA zurück war und in einer kleinen Physiotherapie-Praxis Power Yoga unterrichtete. Ich muss da immer an die ersten DVDs von Bryan Kest denken, als er noch mit langen Haaren unterwegs war. (lacht) Sein Power Yoga war damals jedenfalls sehr heilsam für mich.

 

So heilsam, dass Du 2011 ein Teacher Training gemacht hast!

 

Dadurch, dass ich lange Tanz für Jugendliche und Kinder unterrichtet habe, war das Unterrichten mir ohnehin nicht fremd. Es war eine natürliche Entwicklung. Nach dem Teacher Training wurde ich zur Referentin ausgebildet. Ich habe mich dann aber ziemlich schnell für die Selbständigkeit entschieden. Ohne Dogma, ohne Vorschriften – und es läuft richtig gut! In der großen, organisierten Yoga-Welt fehlte es mir manchmal an Menschlichkeit – man glaubt es kaum. Ich werde auch heute immer wieder positiv, wie negativ überrascht.

 

Positiv bestimmt von Deinen Teens, die Du an Gymnasien unterrichtest! Sie finden Dich und Deine Entspannungsübungen richtig cool. Wie machst Du das?

 

Ich habe generell einen guten Draht zu Teenies und spacke gerne mit ihnen rum. Aber auch, wenn es ernst wird und wir zum Beispiel meditieren, akzeptieren sie das total. Ich erinnere mich sehr gut an meine eigene Teeanger-Zeit. Die war durchzogen von Zweifeln und mit einer Latina-Mutter im Hintergrund, die nichts erlaubte, eher anstrengend.

 

Was sind die Themen, die Deine Yoga-Teens beschäftigen?

 

Da ist zum einen der Umgang mit Medien und Handys, das Omnipräsente auf allen Kanälen, Du hast heute so viel Zugang zu so vielen Sachen. Körperwahrnehmung und Körpergefühl ist ein anderes großes Thema, genau wie Dazugehören und trotzdem individuell zu bleiben. Gerade auf Gymnasien wird durch die verkürzte Schulzeit mehr Leistungsdruck ausgeübt. Die Kinder werden mit siebzehneinhalb Jahren aus der Schule geschoben und sollen dann bitteschön sofort wissen, was sie machen wollen. Und das für den Rest ihres Lebens. Wann können die denn mal durchatmen? In Shavasana, der Abschluss-Meditation, knacken jedenfalls regelmäßig alle ein. Da habe ich dann einen Raum voller schnarchender Teenies. Aber endlich können sie mal loslassen.

Die Freundinnen meiner Tochter finden mich cool. Die Eltern nicht so.

Deine Tochter besucht Deine Stunden auch. Wie hast Du es geschafft, so ein gutes Verhältnis hinzubekommen?

 

Wir reden viel und haben immer schon eine innige Verbindung gehabt. Ich habe sie niemals ausgeschlossen, auch wenn ich traurig war. Und das war ich öfter mal: Ich war fast sechs Jahre Single und musste viel lernen. Vor allem über mich selbst. Ich habe immer versucht, ihr alles zu erklären, natürlich altersgerecht. Vielleicht verstehen wir uns deswegen heute so gut. Sie ist wahnsinnig sensibel und nimmt ganz viel wahr. Sie gibt auch gerne Freundinnen am Telefon an mich weiter und sagt: „Meine Mama kann dir bestimmt helfen!“ Häufig kann ich das auch. Auch wenn es manchmal nur bedeutet, zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Ihre Freundinnen finden mich cool. Die Eltern nicht so. Die nerve ich, wenn ich beim Elternabend in LSD-Katzenleggings sitze und mich für einen Veggie-Day in der Kantine stark mache. (lacht)

Fokussiert: Julia Elena im Interview mit dem Mama Yoga Blog MOMazing.

Als Mutter ist man häufig zu sehr auf die Außenwirkung bedacht

Wie lautet Deine Message an alle Mamas?

 

Ich beobachte vor allem, wie schwierig es sich viele Mamas gerade am Anfang machen. Ich kann das natürlich mit einem gewissen Abstand betrachten und sage deshalb: Verbiegt Euch nicht – nur in Asanas! Ein Beispiel: Eine Freundin von mir hat drei Kinder, sie erzählte mir letztens: „Du, manchmal renne ich nur aus dem Supermarkt, weil die Drei mir so auf den Keks gehen. Aber was die anderen Leute wohl in so einer Situation von mir denken?“ Als Mutter ist man häufig viel zu sehr auf die Außenwirkung bedacht. Man fühlt sich mit Kindern immer beobachtet. Auch die Diskussion, ob man nun in der Öffentlichkeit stillen möchte oder nicht. Mach wie Du meinst! Dieses Bedürfnis nach einer guten Außenwirkung ist aber totaler Quatsch. Man muss das machen, was man selbst für richtig hält. Meine Tochter hat sich genau ein Mal auf dem Supermarkt-Boden gewälzt, weil sie Schokolade wollte – ich bin einfach gegangen. Mamas sollten mehr auf ihre Instinkte und ihre Intuition hören und weniger googeln.

 

 

 

Fotos: Marianne Moosherr, Thomas Leidig

 

 



Julias Buch-Tipp: „The Power of Now (Werbelink) von Eckhart Tolle liegt seit Jahren neben meinem Bett. Jedes Mal, wenn ich darin lese, lerne ich etwas. Es ist so inspirierend, was er schreibt. Ein kleiner, cooler Zwerg mit Pullunder!“

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