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Hans Figueroa

Gesunder Egoismus ist wichtig!

Yogalehrer Hans Figueroa ist Papa und Yogalehrer. Im Interview mit dem Yoga Blog MOMazing spricht er über Yoga und seine Erfahrungen als Vater.

Werbung – Transparenz: Dieses Interview enthält einen Link zur Homepage meines Interviewpartners und einen Affiliate-Link.

Hans Figueroa (40) ist eine coole Socke. Nicht nur im Spagat am Flughafen. Er unterrichtet mit seiner Frau Jessy (35) unter dem Label hans-yoga Kurse, Workshops und Retreats in Hamburg und dem Rest der Republik und ist bekannt für seinen herausfordernden Yoga-Stil. Im Interview spricht er über anstrengende Asanas, sein Papa-Mantra und gesunden Egoismus …


Lieber Hans, was zeichnet Deinen Yogastil aus?

 

Er ist körperlich sehr anspruchsvoll. Schüler sagen öfter zu mir: ‚Das ist aber ein sehr athletischer Ansatz. Das kann ich nicht, das ist zu anstrengend.‘ Aber was ist schlecht daran, seinen Körper zu spüren? Seine Grenzen zu erkennen? Oftmals erlebe ich, dass die Leute erstmal sauer werden. Meistens auf mich. Dann kommen sie darauf, dass nicht ich daran schuld bin, sondern dass sie sich momentan in diesem Zustand befinden. Dann werden sie sauer auf sich selbst. (lacht)

 

Wie reagierst Du da als Lehrer?

 

Ich sage: Wenn Du nicht zufrieden mit Dir selbst bist, dann musst Du etwas ändern. Viele Leute möchten gerne Veränderung haben, aber sie wollen nichts dafür tun. Das ist unrealistisch. Meine Schüler sollen lernen, dass die Pose XY generell möglich ist, sie dafür vielleicht nur noch etwas tun müssen. Mit dieser Information müssen sie lernen, umzugehen. Das ist alles.

 

Das ist gar nicht so einfach … Kommen wir noch mal zu Dir: Wie sieht ein typischer Tag von Dir aus?

 

Wir stehen morgens gegen 7 Uhr auf. Wenn meine Tochter sich auf den Weg zur Schule gemacht hat, fange ich meine Yoga-Praxis an. Danach stehen Aufgaben wie der Haushalt oder Einkäufe an. Oder ich habe schon meine ersten Termine für Privatunterricht. Ab dem frühen Nachmittag gebe ich meine Kurse.

 

Findest Du, dass man den Beruf des Yoga-Lehrers generell gut mit Familie vereinbaren kann?

 

Ja, ich bin heilfroh, dass ich erleben darf, wie meine Tochter aufwächst. Weil ich zum Beispiel morgens auch noch da bin oder nach der Schule. Es gibt so viele Väter, die morgens früh das Haus verlassen und erst abends wiederkommen. Es entgeht einem dann doch eine ganze Menge. Ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen.

 

Wie schön! Wie bist Du eigentlich zum Yoga gekommen?

 

Yoga habe ich für mich erstmal als körperliche Herausforderung entdeckt. Als ich noch im Kampfsport unterwegs war, hat man zu mir gesagt: Du siehst so aus, als ob Du das gut verkörpern könntest, mach’ das doch mal.' Ich habe damals schon als Trainer gearbeitet und wollte nicht in eine Ecke gestellt werden. Ich wollte aber auch erstmal sehen, was Yoga überhaupt ist. Ein Gefühl dafür entwickeln und es verstehen. Es hat mich damals so beeindruckt, was Menschen mit ihrem Körper anstellen können. Das wollte ich auch!

 

Was hat Dich sonst noch fasziniert?

 

Die Selbstreflexion. Wenn man Übungen macht und es nicht gleich klappt, muss man sich immer fragen: Woher kommen diese Grenzen? So habe ich durch die eigene Praxis begonnen, mich selbst zu hinterfragen. Das ist auch etwas, was im Sport nicht unbedingt passiert. Dieses Hinterfragen und sich in Frage stellen, dieses Spüren: Was tut mir gut? Das habe ich durchs Yoga kennengelernt.

 

Wie ging es weiter?

 

Ich habe gute Lehrer gehabt, die mich bestärkt haben und mir gezeigt haben, was Yoga im Alltag bedeutet, nicht nur auf der Matte. Yoga ist etwas, das mir viel Freiheit erlaubt. Ich bin überzeugt: Das möchte ich bis zum Ende meines Lebens ausführen! Das habe ich vorher so noch nicht erlebt. Ich dachte immer Kampfsport sei so etwas. Irgendwann ist man mit dem Körper da aber durch. Im Yoga bin ich so autark, dass ich meine Praxis immer anpassen kann. Ich nehme mir, was ich gerade brauche. Den Gedanken, mich um mich selbst zu kümmern, ohne dass jemand anderes darauf Einfluss nimmt, finde ich grandios!

 

Das hast Du schön formuliert! Wie beeinflusst Yoga dein Vatersein?

 

So wie ich mich auf der Matte reflektiere, so analytisch gehe ich zum Beispiel auch bei der Erziehung vor. Die Art und Weise, wie ich mich auf der Matte kennengelernt habe, hat also großen Einfluss auf den Umgang mit meiner Familie und meiner Tochter.

 

Hat Deine Tochter denn auch Deinen Blick aufs Yoga verändert?

 

Als Lucia geboren wurde, habe ich Yoga noch nicht so verstanden, wie ich es heute verstehe. Meine Tochter hat mich aufmerksamer gemacht. Yoga hat mir geholfen, viele Fehler, die ich gemacht habe und über die ich wütend geworden bin, schneller zu verzeihen.

 

Macht ihr auch mal zusammen Yoga?

 

Das war mal eine Zeit lang so, aber momentan findet sie das nicht so cool. Ich bin da sehr offen. Ich versuche, vorzuleben und sie soll selbst entscheiden. Entweder sie mag es irgendwann, oder vielleicht auch nie.

 

Hast Du eine Lieblings-Asana?

 

Eine Lieblings-Asana im klassischen Sinne habe ich nicht. Ich versuche Übergange zu kreieren, die tricky sind. Das ist für mich die Herausforderung: Wie man in eine Übung reinkommt und rauskommt, so dass es geschmeidig ist.

 

Geschmeidig sollte man auch als Papa bleiben. Was ist aus Deiner Sicht die größte Herausforderung des Vaterseins?

 

Alle Eltern möchten ihrem Kind viel mitgeben. Dabei vergisst man sich selbst aber oft. Als Eltern gibst Du die ganze Zeit. Das merke ich zum Beispiel auch beim Unterrichten. Du gibst immer wieder was raus, aber Du musst dabei sehen, dass Du Dich um Dich selbst kümmerst. In welcher Form auch immer, ob das Meditation ist oder Sport. Sich zu sagen: Ich tue mir mal etwas Gutes, das ist ein gesunder Egoismus.

 

Du findest es also wichtig, als Eltern egoistisch zu sein?

 

Ja, um nicht irgendwann aufzuwachen und jemand anderem die Verantwortung für seine Unzufriedenheit zu geben. Man kennt das ja aus Filmen. Da hört man dann so Sätze wie: „Die ganze Zeit habe ich mich um Euch gekümmert und das ist jetzt der Dank.“ Ich sage zu so etwas nur: Ganz ehrlich, Du bist selber schuld, wenn Du Dich nicht um Dich selbst kümmerst. Yoga ist eine super Praxis, durch die man das lernen kann. Natürlich: Es gibt eine Zeit, da muss man sich opfern, wenn man das so ausdrücken möchte. Aber bitte nicht aufopfern!

 

Ein super Appell! Hast Du darüber hinaus ein Papa-Mantra?

 

Leben und leben lassen. Meine Tochter erinnert mich immer wieder an Widersprüchlichkeiten, wenn ich ihr etwas verbiete oder sage: Das ist nicht in Ordnung. Sie hält mir dann vor: Du machst das in einem anderen Bereich doch auch so. (lacht)

 

Was möchtest Du als Yoga-Lehrer anderen Mamas und Papas mit auf den Weg geben?

 

Als Eltern fängt eine neue Ära an. Man sollte sich in diesem neuen Lebensabschnitt nicht verlieren, auf sich selbst achten und sich auch um sich selbst kümmern. Wenn Du Dich nicht ganz fühlst: Wie willst Du dieses Gefühl einem anderen Menschen vermitteln?

 

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Foto: Hans Figueroa