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Report – Mein Weg zur Kinderyoga-Lehrerin

Wie meine Tochter mich zur Kinderyoga-Lehrerin machte!

Kinderyoga-Lehrerin Andrea Helten mit ihrer Tochter schreibt auf dem Mama Yoga Blog MOMazing über ihren Weg.

Werbung – Transparenz: Dieser Beitrag enthält einen Link zum Blog der Gastautorin und zur Homepage ihres Yogalehrers.

Andrea Helten ist Mama einer neunjährigen Tochter, Kinderyogalehrerin, Bloggerin und Gründerin von Kinderyoga Berlin. Sie liebt es, phantasievolle Stunden für Kids zu entwerfen und düst neben ihrem Job als Online-Redakteurin kreuz und quer durch die Hauptstadt, um kleine Yogis zu unterrichten. Ihre Kinderyoga-Ausbildung hat sie bei Thomas Bannenberg gemacht. Für MOMazing schreibt sie über ihren Weg Richtung Erleuchtung und darüber, was ihre Tochter damit zu tun hat …


Festivals, Konzerte, Interviews mit Bands, dann zurück in die Redaktion, gleich weiter in den Schnitt, und mit dem Tape in der Hand schnell zur Live-Aufzeichnung. Jahrelang war mein Leben als MTV-News-Redakteurin geprägt von Schnelligkeit und Multitasking, von zu wenig Schlaf, von Fastfood und unstetem Rock’n’Roll-Lifestyle. Und von der Jagd auf vielversprechende neue Bands und begehrte Gästelisten-plätze.

 

Als ich schließlich schwanger wurde, zuckte es trotzig durch meinen Kopf: „Ich mag mein Leben so, wie es ist. Das will ich nicht aufgeben!“ Dennoch freute ich mich mit meinem Mann riesig aufs Baby, auch wegen der zarten neuen Pfade, die dieser Neuanfang für mein Leben bedeuten konnte.

Körperlich wurden Yoga und ich sofort Freunde

Ich entschied mich als erstes, einen Gang herunter zu fahren. Nicht mehr jedem Newcomer-Gig hinterher zu hecheln, auch wenn es sich innerlich fast wie Entzug anfühlte. Ich begann mit Yoga. Selbst jetzt, nach zehn Jahren, kann ich mich gut an das kribbelnde Gefühl erinnern, das sich einstellte, sobald ich ruhig und aufmerksam mit geschlossenen Augen auf meinem Kissen saß. Diese plötzliche Konzentration auf mich, diese Ruhe – ich konnte sie nur schwer aushalten, nach all den Jahren voller Lautstärke und Schnelligkeit. Körperlich dagegen wurden das Yoga und ich sofort Freunde: Endlich konnte sich mein gehetzter Körper strecken, hielt mein Monkeymind, diese ständigen Schleifen aus Gedanken, zumindest in der Bewegung einmal kurz inne.

Kinderyoga-Lehrerin Andrea Helten genießt die Asana-Praxis mit ihrer Tochter. Auf dem Mama Yoga Blog MOMazing erzählt sie von ihrem Weg zu Kinderyogalehrerin.

Ein leiser Hauch namens Kinderyoga

Auch mit dickem Schwangerschaftsbauch ging ich ins Yoga. Als das Goldmädchen dann geboren war, nahm ich es mit, in die Postnatal- Klassen zu Spirit Yoga. Und hier war es auch, wo mich zum ersten Mal ein leiser Hauch namens „Kinderyoga“ berührte: Denn während ich versuchte, meinen Beckenboden und den schlabberigen Schwangerschafts-Bauch wieder schön straff zu bekommen, turnte das Goldmädchen auf der Decke nebenan seine eigene Choreographie. Bis die Yoga-Lehrerin den gesamten Kurs auf mein Töchterchen aufmerksam machte: „Schaut mal, die Kleine zeigt uns gerade einen

perfekten Fisch!“

Das Goldmädchen wuchs heran und ich musste lernen, dass Teilzeit sich wie ein Start aus der 2. Reihe anfühlte. Junge Kollegen kamen und gingen, immer auf der Suche nach den vielversprechendsten neuen Bands, den begehrtesten Gästelistenplätzen. Ich liebte meinen Musik- Business-Job nach wie vor innig, auch wenn wir jetzt nicht mehr so gut zusammen zu passen schienen.

Yoga mit Kind ist eine sehr innige Erfahrung

Dafür entwickelte sich eine andere Freundschaft, neben und quasi aus der Mutter-Kind-Liebe heraus: Yoga mit Kind. Wann immer ich zuhause meine Yogamatte ausrollte, wollte das Goldmädchen dabei sein. Und die lustigen Verrenkungen der Mama miterleben. Manchmal „yogierten“ wir auch gemeinsam. Da lagen wir nun, ich zusammengerollt im „Yoga- Kind“, sie auf mir – mit Windel und nacktem Bäuchlein, welches sie keck nach oben reckte wie eine Eidechse ihren schuppigen Körper auf einem warmen Stein.

 

Gemeinsam Yoga zu üben ist eine sehr innige, weit mehr als körperliche Erfahrung. Yoga sorgt oftmals für positive Erfahrungen beim Übenden: Ein Bei-Sich-Ankommen, ein Sein ohne Müssen, Wollen und ohne Gedanken-Karussell. Hinzu kommt hier der partnerschaftliche Aspekt, ein friedvolles Miteinander, ein Ahimsa, das wir vor allem im Yoga mit Kindern erleben: Wenn Mama oder Papa und Kind sich abseits des Alltags im Yoga innig begegnen oder zwei Kinder für den Doppelbaum ganz eng aneinander rücken. Auch das ist Yoga: Das Festhalten des Jetzt, mit der vollen Konzentration, in der Zweisamkeit.

Kinderyoga-Lehrerin Andrea Helten mit ihren kleinen Gurus. Ihr spannender Weg auf dem Mama Yoga Blog MOMazing.

Kinder sind die wahren Yogis

Ein Kind spielt. Scheinbar gedankenverloren, ist es doch ganz konzentriert hier im Augenblick. Die Beobachtung meiner spielenden Tochter hat mich gelehrt, dass Kinder die wahren Yogis sind. Dass sie – erst einmal – weder Monkeyminds noch Multitasking kennen, sondern sich beim Spiel ins Hier und Jetzt versenken können. Eine enorm wichtige Erfahrung, die auch bei dem Yoga mit Kindern immer wieder präsent ist: Kinder spielen nicht „Hund“ oder „Katze“, sie SIND „Hund“, sie SIND „Katze“.

 

2015 habe ich mich vom Musik-Business verabschiedet. Ich habe ihm gedankt für die großartigen Momente, die es für mich bereit hielt.

Nun praktiziere ich mit Kindern Yoga – mal mit meinem eigenen Goldmädchen, aber hauptsächlich mit Kindern in Kitas, Schulen und in meinen Kursen. Hinzu kommen nun endlich auch Kurse, in denen Eltern mit ihren Kindern gemeinsam über Yoga eine neue Begegnung erfahren.

 

Den Fokus zu halten, sich nicht ablenken zu lassen, das ist ein wesentlicher Bestandteil, den ich von den Kindern gelernt habe.

 

 

 

 

Fotos: Gersin Livia Paya

 

 

 

 



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