· 

Was ich als Neu-Mama über Selbstliebe gelernt habe

Offener Brief von Diana Schlesier

Diana Schlesier ist Yogamama,  Yogalehrerin  und Gründerin von Makai Yoga. Auf dem Mama Yoga Blog MOMazing schreibt sie darüber, wie sie nach der Geburt und als Mama wieder zur Selbstliebe gefunden hat.

Werbung – Transparenz: Dieser Artikel enthält einen Link auf die Facebook-Seite der Gastautorin, wo der Text zum ersten Mal veröffentlicht wurde.

Diana Schlesier (36) ist frischgebackene zweifache Jungs-Mama, die Gründerin von Makai Yoga und überhaupt eine rundum tolle Frau. Die Yogalehrerin aus Eckernförde liebt das Meer, ihre Familie, ihren Hund und seit kurzem wieder sich selbst. Hier kannst du erfahren, dass sie sich drei Monate nach der Geburt ihres jüngsten Sohns trotz ihres Yoga-Hintergrunds alles andere als pudelwohl gefühlt hat. Außerdem verrät sie, wie ein Mann mit Schnurrbart und Melone ihr dabei geholfen hat, wieder liebevoll mit sich umzugehen. Ihre ehrlichen, emotionalen und mutmachenden Worte erschienen zum ersten Mal auf ihrer Facebook-Seite Makai Mama & Baby. Auf MOMazing durfte ich Dianas Text leicht bearbeitet ein weiteres Mal veröffentlichen. Vielen Dank dafür!


Charlie Chaplin kenne ich seit meiner Kindheit.

 

Er war für mich immer der lustige Kerl, mit Stock, Melone und Watschelgang.


Rund zwei Jahrzehnte später, nachdem ich auf der Yogamatte das erste mal „Als ich mich selbst zu lieben begann“ – ein Gedicht, das Charlie Chaplin zu seinem 70. Geburtstag schrieb, hörte, bin ich mir sicher: Charlie Chaplin muss ein Yogi gewesen sein!

 

Oder eben nur ein verdammt weiser Mann …

 

Seitdem begleiten mich seine Weisheiten, und ich finde mich mal mehr und mal weniger in jeder einzelnen Strophe wieder.

Diana Schlesier ist Yogamama,  Yogalehrerin  und Gründerin von Makai Yoga. Auf dem Mama Yoga Blog MOMazing schreibt sie darüber, wie sie nach der Geburt und als Mama wieder zur Selbstliebe gefunden hat.

Ein kleiner Rückblick auf mich als werdende Yogamama

Heute genau vor drei Monaten hielt ich mit zehn Tagen Verspätung überglücklich meinen zweiten Sohn im Arm. Das nehme ich zum Anlass, euch meine tiefsten Gefühle zu offenbaren.

 

Kleiner Rückblick:

 

Als ich 2014 einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen hielt, hörte mein Herz gar nicht mehr auf zu hüpfen. Frisch verheiratet auf Wolke Sieben schwebend, hörte ich von allen Seiten Dinge wie:

 

„Du machst das doch mit Links , du bist doch Yogalehrerin, du wirst sicher nicht viel zunehmen und die Geburt wird für dich bestimmt auch ein Spaziergang!“  Oder: „Also du wirst mega schnell deine alte Figur zurück haben!“

 

Ich glaubte jedes Wort.

 

Und wie war das noch mit den Erwartungen?

 

Unsere Erwartungen und Vorstellungen werden geprägt von Erzählungen von Traum-Schwangerschaften, wundervoll inspirierenden Geburtserlebnissen, tollen super-schnellen Haus- oder Wassergeburten und von Frauen, die insgesamt nur zehn Kilo zugenommen haben und durchs Stillen innerhalb kürzester Zeit weniger Gewicht hatten, als vor der Schwangerschaft.

 

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir das naiverweise am Anfang der ersten Schwangerschaft tatsächlich alles noch genauso einfach vorgestellt. Über die Yogamatte schweben bis zum Schluss, mit den Wehen flutscht das Baby raus, liegt in meinem Arm und alles ist wie vorher – nur eben plus Eins.


Wenn es gut läuft, läuft es auch genau so ab, und ich freue mich für jede Frau, die sich so glücklich schätzen kann.

Ich fühlte mich wie ein träges, altes Flußpferd

Heute im Herbst 2017, zwei Horror-Schwangerschaften mit sämtlichen Beschwerden, die man sich vorstellen kann und zwei ungeplante Kaiserschnitte später, wird mir mal wieder bewusst, dass die Realität entgegen aller Erwartungen ganz anders aussehen kann.

 

Bei mir nämlich so:


In beiden Schwangerschaften habe ich an die 30 Kilo zugenommen, anders wie oft angenommen, nicht durch nächtliche Heißhunger-Attacken und Genussorgien. Im Gegenteil.


Erwiesenermaßen hat mein Körper den überdosierten Hormon-Cocktail in der Schwangerschaft nicht ganz so gut wegstecken können wie im Normalfall, und daraus resultierend wurde ich schon früh in der Schwangerschaft von Wassereinlagerungen im ganzen Körper heimgesucht und das beide Male bereits vor der 20. Schwangerschaftswoche.

 

Mein Bauch hatte kurz vor der letzten Entbindung einen Umfang von knapp 150 Zentimeter und anstatt jeden Morgen mit einem Lächeln aufzuwachen, fühlte ich mich wie ein träges, altes Flusspferd.

 

Auch ein Teil meiner Realität ist, dass ich entgegen meiner Vorstellung, drei Monate nach dem zweiten Kind immer noch gut 15 Kilo zu viel auf die Waage bringe und ich mich kaum auf die Straße traue, weil kein Tag vergeht, an dem ich nicht gefragt werde, wann mein Baby denn auf die Welt kommt. Sogar dann, wenn ich mein drei Monate altes Baby dabei habe. Finde den Fehler!

 

Ich nehme es niemandem übel, denn ich sehe in der Tat immer noch aus wie im sechsten Monat. Während sich der Rest meines Körpers ganz langsam wieder dem „Normalzustand“ annähert, bleibt mein Bauch wie er ist – fest, eben wie schwanger.

Als Yogalehrerin wird von mir erwartet, dass ich eben mal alles so entspannt wegatme

Und überhaupt, auch der Rest meines Körpers ist noch ganz weit von Perfektion und alter Form entfernt.

 

In meinen Vorstellungen (in denen übrigens auch kein Kaiserschnitt vorkam), wäre ich jetzt wieder die Alte oder zumindest annähernd.
Stattdessen war acht Wochen warten angesagt, bevor ich überhaupt nur anfangen konnte, darüber nachzudenken auf die Yogamatte zu gehen.

 

Auch heute leide ich noch unter den Nebenwirkungen der OP und bin alles andere, als wieder in Topform. Trotz Stillen, gesunder Ernährung und viel Bewegung…

 

Und soll ich euch was sagen: Ich schäme mich dafür. Schließlich bin ich ja Yogalehrerin, und von mir wird erwartet, dass ich mal eben alles entspannt wegatme und im Null Komma Nix „mal eben so“ ein Kind bekomme … oder auch zwei.

 

Nächste Woche unterrichte ich mein erstes Yoga Retreat und ja, ich schäme mich dafür, so wie ich bin auf die Yogamatte zu steigen und als Yoga-Vorbild zu fungieren, erst recht seitdem soziale Netzwerke überflutet sind mit attraktiven, schlanken, stylischen Yoga-Menschen in den tollsten Posen.

 

Das ist der Zeitpunkt an dem mir dieses unglaublich tolle Gedicht wieder in den Sinn kommt und mich dazu inspiriert, bei mir zu bleiben und vor allem darauf zu vertrauen, dass das was ist, genau so sein soll wie es ist und dass ich stolz darauf sein kann, der Mensch zu sein, der ich bin mit allen Ecken und Kanten.

 

„Neun Monate kommt er und neun Monate geht er wieder“, sagt meine Hebamme zum Thema Bauch … und sie hat recht!

 

Mein Fazit daraus:


Ich bin seit drei Monaten Mutter von zwei unglaublich zauberhaften Söhnen und habe einen großartigen Mann. Alle drei zeigen mir jeden Tag, dass ich für sie, trotz meiner „äußerlichen“ Schwachstellen, die tollste und schönste Frau der Welt bin.

 

Und heute an diesem Tag, an dem mein jüngster genau drei Monate alt geworden ist, habe ich beschlossen, anzufangen mich wieder selbst mehr zu lieben.

Charlie Chaplin - Als ich mich selbst zu lieben begann

Diese Rede hielt Charlie Chaplin am 16. April 1959 und ich hoffe, dass viele Neu-Mamas sie lesen.

 

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man Vertrauen.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man Authentisch-sein.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man Reife.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man Ehrlichkeit.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich, das ist Selbstliebe.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man Demut.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es Bewusstheit.

Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute Herzensweisheit.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: Das ist das Leben!

Diana Schlesier ist Yogamama,  Yogalehrerin  und Gründerin von Makai Yoga. Auf dem Mama Yoga Blog MOMazing schreibt sie darüber, wie sie nach der Geburt und als Mama wieder zur Selbstliebe gefunden hat.

Mehr über Diana

Du möchtest mehr über Diana erfahren? Dann wird dich dieses Yogamama-Interview sehr glücklich machen! Darin fordert sie:

 

„Mamas, hört auf perfekt sein zu wollen!“

Fotos: privat


Dir gefällt, was Du gelesen hast? Dann teil es!


Das könnte Dich auch interessieren: